Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.
Sonnenritt zur Plessenburg 09.07.2024 Heute möchten wir vom Parkplatz Ilsenburg zur Plessenburg wandern. Dafür muss man 320 Höhenmeter überwinden. Alles kein Problem, denke ich, dass heute aber der bisher heißeste Tag im Jahr werden könnte, war auf der Wanderkarte nicht verzeichnet. Als wir es bemerkten, waren wir längst unterwegs. Vom Wanderparkplatz in Ilsenburg läuft man einen knappen Kilometer bis zum Waldhotel „Ilsestein“. Dort mündet ein steiler Weg in den Hang und führt in Serpentinen ziemlich straff nach oben bis eine Wanderhütte erreicht ist. Danach geht es moderat am Hang entlang weiter aufwärts. Von hier oben genießt man eine wundervolle Sicht auf das Ilsetal weit unten sowie die Berghänge auf der anderen Seite. Eine mir unbekannte Pflanze läßt die Hänge in Rosa leuchten, am Rand des Weges blüht stolz der Fingerhut. Es ist grandios! Man wandert in weiten Bögen, gelangt zum kleinen Froschfelsen und erreicht nach knapp drei Kilometern und einer guten Stunde verschwitzt den Ilsestein. Da hat man schon fast zweihundert Höhenmeter in den Beinen und Lust auf eine kurzweilige Rast. Ein Kiosk am Ilsestein ist der geeignete Ort dafür. Als wir da sitzen, erreicht eine Familie mit einem kleinen Mädchen diese Höhe. Erst frage ich die Mama und darf dann der Kleinen den Teddy von meinem Rucksack schenken. Ich sehe in ein ungläubig staunendes Kindergesicht und bin selbst glücklich. Das hatte ich schon lange vor, die Gelegenheit ergibt sich aber erst hier und heute am Ilsestein. Die Augen der Kleinen hatten den Teddy regelrecht fixiert. Der Ilsestein ist eine begehbare Granitformation rund 150 Meter über dem Ilsetal. Vom Gipfel genießt man eine weite Sicht über das obere Tal bis zum Brocken, aber auch zurück über Ilsenburg und weit darüber hinaus in die Ebene. Man muss nur etwa 50 Meter über Felsgestein steigen, um die Spitze mit dem markanten Kreuz zu erreichen. Dies ist ein beliebtes Fotomotiv für Wanderer. Auch ich habe mich wieder, wie im Oktober vergangenen Jahres, ablichten lassen. Damals ging ich von hier weiter zur Paternosterklippe und von da zurück ins Ilsetal ( HIER ). Heute möchten wir diese Klippe meiden, stattdessen eine etwas längere Bergstrecke weiter zur Plessenburg wandern. Es geht hinter einer Biegung ziemlich straff aufwärts. Erst jetzt, da keine Bäume mehr Schatten spenden, spüre ich auch den grell leuchtenden Stern am blauen Himmel. Der brennt mir unbarmherzig auf mein dünnes Haupthaar. Es wird heiß und ich habe den Strohhut zu Hause gelassen. Mist! Schon nach wenigen Minuten habe ich eine „Glühbirne“ und hinter der nächsten Biegung bin ich total verschwitzt, aber bis zum höchsten Punkt der Strecke sind noch einige hundert Meter zu gehen. Hier sind nur die Bergkuppen, nirgends Schatten und die Feuerkugel brennt vom Himmel. Hinter einem Haufen Baumstämme sacken wir ins Gras. Die Beine wollen plötzlich nicht mehr, wir müssen eine Zwangspause einlegen. Der Kreislauf muss wieder in halbwegs normalen Bahnen laufen, denn wir haben noch einen guten Kilometer vor uns. Erst dann führt der Weg wieder abwärts. Unter der Hitzeglocke der Berge sollte man (und Frau) seinen Kopf besser schützen. Wir haben beide fertig! Anhalten, auch nur für ein paar Minuten, ist jetzt wirklich keine Option mehr! Also quälen wir uns langsam und stetig diesen letzten Berghang hinauf, bis zur Biegung. Dahinter, oh Graus, steigt der Weg weiter an, aber da vorn stehen schon Bäume und Schatten ist auch möglich. Mit müden Knochen streben wir von der Höhe den Hang wieder hinab, dem Gasthaus Plessenburg entgegen. Die letzten 50 Meter stolpern wir einen Wurzelweg die Anhöhe hinauf, wo ein idyllisches Plätzchen mit dem Gasthaus Plessenburg auf uns müde Wanderer, auf 555 Höhenmeter, erwartet. Erschöpft sacken wir auf eine Bank (mit Tisch) im Schatten. Wir müssen uns erst einmal erholen und zu uns kommen. In den Mittagsstunden und bei brütender Hitze über die Bergkuppen zu wandern, war ein kleiner Höllenritt. Das war so nicht geplant, aber nicht mehr zu ändern, wenn man bereits in der Höhe angekommen ist. Bei einer leckeren Bockwurst mit Cola kommen wir ganz langsam wieder auf normale Betriebstemperatur. Wir lassen uns dafür Zeit, drücken später den Stempel (Nr. 07) in unsere Wanderhefte und legen uns dann in einen der zahlreichen Liegestühle in den Schatten eines Baumes. Dort beschließen wir, für den Weg zurück in einen Bus zu steigen, der drei Mal täglich hierher fährt. Das haben wir uns verdient und ist heute sicher auch vernünftiger. Schön war es trotzdem und die Plessenburg werde ich auch noch einmal besuchen.